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ProteinverhÀltnis pflanzlich tierisch messen

ProteinverhÀltnis pflanzlich tierisch messen

Letztes Update: 18. Juli 2024

Immer mehr LebensmittelhĂ€ndler setzen auf die Messung des ProteinverhĂ€ltnisses im Verkaufsvolumen, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. ProVeg und Partner empfehlen eine branchenweite einheitliche Messmethode, die alle Nahrungsmittel berĂŒcksichtigt.

Positionspapier ProteinverhĂ€ltnis: Wo stehen wir bei der Proteinwende? – Der Lebensmittelhandel setzt vermehrt auf Daten, ProVeg und Partner empfehlen branchenweit einheitliche Messung

Immer mehr LebensmittelhĂ€ndler wollen Verantwortung fĂŒr die ErnĂ€hrungswende ĂŒbernehmen. Um konkrete Ergebnisse vorweisen zu können, braucht der Handel greifbare Zahlen – Zahlen, wie sie die Messung des ProteinverhĂ€ltnisses im Verkaufsvolumen liefert. Wer profitiert davon, das VerhĂ€ltnis von pflanzlichen zu tierischen Proteinen zu messen? Die ErnĂ€hrungsorganisation ProVeg liefert in einem Positionspapier zusammen mit dem Branchenverband BALPro und der Albert Schweitzer Stiftung fĂŒr unsere Mitwelt Antworten und spricht sich fĂŒr eine Branchenlösung aus.

Wer profitiert von der Messung?

UnterstĂŒtzt von Nichtregierungsorganisationen treibt der Lebensmitteleinzelhandel die Messung des ProteinverhĂ€ltnisses derzeit maßgeblich voran. In den Niederlanden analysieren bereits sieben Einzelhandelsketten die von ihnen verkauften Nahrungsmittel, darunter Albert Heijn, Aldi und Lidl. Im Vereinigten Königreich ermitteln Tesco und Sainsbury’s ihr ProteinverhĂ€ltnis. In Österreich, Belgien und Deutschland misst Lidl das VerhĂ€ltnis von pflanzlichen zu tierischen Proteinen in seinem Verkaufsvolumen.

Dirk Liebenberg, Senior Project Manager Corporate & Institutional Engagement bei der ErnĂ€hrungsorganisation ProVeg, weiß, wie der Handel davon profitiert: „Die HĂ€ndler kennen ihre Verkaufszahlen. Sie können ihre Nachhaltigkeitsziele und ihre Berichterstattung mit konkreten Kennzahlen zum ProteinverhĂ€ltnis ihrer verkauften Nahrungsmittel untermauern. Auf dieser Grundlage können die HĂ€ndler Verkaufsstrategien zielgerichtet nachhaltiger gestalten.“

Und da hören die Möglichkeiten noch lĂ€ngst nicht auf: Eine Messung des ProteinverhĂ€ltnisses wĂ€re analog auch im Außer-Haus-Markt möglich, erlĂ€utert Liebenberg. Ebenso könnte die Regierung davon profitieren, das ProteinverhĂ€ltnis im Verzehr als Index in der nationalen ErnĂ€hrungsstrategie zu verankern. „Stellen Sie sich vor, der ErnĂ€hrungsreport des Bundesministeriums fĂŒr ErnĂ€hrung und Landwirtschaft wĂŒrde alljĂ€hrlich das nationale ProteinverhĂ€ltnis veröffentlichen.“ Liebenberg sĂ€he darin eine substanzielle StĂ€rkung der öffentlichen ErnĂ€hrungskommunikation.

Die Niederlande haben bereits ein nationales Ziel fĂŒr den Verzehr ausgerufen. Allerdings ist der Handel in unserem Nachbarland ehrgeiziger als die Politik: Das niederlĂ€ndische Agrar- und Gesundheitsministerium will bis 2030 im nationalen Verzehr ein VerhĂ€ltnis von 50 Prozent pflanzlichem zu 50 Prozent tierischem Protein erreichen. Der dortige Lebensmitteleinzelhandel strebt inzwischen ein VerhĂ€ltnis von 60:40 an.

Welche Methode empfiehlt sich?

ProVeg empfiehlt, bei der Messung des ProteinverhĂ€ltnisses alle Nahrungsmittel zu berĂŒcksichtigen statt nur die besonders proteinhaltigen Kategorien wie Fleisch und Milchprodukte und deren pflanzliche Alternativen. Denn: Eine kategorienĂŒbergreifende Messung gewĂ€hrleistet die Vergleichbarkeit der Ergebnisse – von Jahr zu Jahr und zwischen HĂ€ndlern mit unterschiedlichen Sortimenten. So können die Verantwortlichen aller Warengruppen zur Proteinwende beitragen.

Diese Messmethode ist als Protein-Tracker-Methode bekannt. ProVeg Niederlande und die niederlĂ€ndische Green Protein Alliance haben sie fĂŒr den Lebensmitteleinzelhandel entwickelt. Gewichtet nach ihrem jeweiligen Proteingehalt, bezieht sie alle Nahrungsmittel mit ein, so auch Obst, GemĂŒse und Getreideerzeugnisse wie Brot und Nudeln.

UnabhĂ€ngig von der Messmethode bietet insbesondere eine einheitliche Branchenlösung entscheidende Vorteile: „Wird das ProteinverhĂ€ltnis nach der gleichen Methode gemessen, lassen sich die Ergebnisse direkt vergleichen“, erlĂ€utert Freya Hiemstra, Corporate Engagement Officer bei ProVeg Niederlande. „Das funktioniert auch lĂ€nderĂŒbergreifend: Der Einzelhandel in Deutschland könnte zum Beispiel seine Fortschritte denen in den Niederlanden gegenĂŒberstellen.“

Ein weiterer Vorteil einer Branchenlösung ist der Austausch von Best Practices: Ein HĂ€ndler könnte vom anderen lernen, welche Maßnahmen das ProteinverhĂ€ltnis nachweislich verbessern. Auch Konkurrenz untereinander kann dem Einzelhandel zugutekommen. „Die HĂ€ndler neigen zu ambitionierteren Zielen, wenn sie sich vergleichen können“, weiß Esther Rabofski, stellvertretende Leiterin des Bereichs Lebensmittel-Fortschritt bei der Albert Schweitzer Stiftung. „Nach unserer Erfahrung setzen HĂ€ndler besonders effektive Maßnahmen um, wenn sie ĂŒber ihre Fortschritte berichten. Es braucht also regelmĂ€ĂŸige und vergleichbare Erhebungen des ProteinverhĂ€ltnisses, die veröffentlicht werden.“

Ein Fahrplan fĂŒr die erfolgreiche Proteinwende

Auf Grundlage der Planetary Health Diet hat ProVeg als Zielwert ein VerhĂ€ltnis von 60 Prozent pflanzlicher zu 40 Prozent tierischer Proteine errechnet. Auf die ErnĂ€hrungsempfehlungen der internationalen EAT-Lancet-Kommission stĂŒtzen mittlerweile einige der grĂ¶ĂŸten HĂ€ndler in Deutschland ihre ErnĂ€hrungsstrategien. „Pflanzliche Alternativen können entscheidend dazu beitragen, die Schieflage im ProteinverhĂ€ltnis umzukehren. Sie sind gut fĂŒr das Klima, gut fĂŒr die Tiere, gut fĂŒr die Gesundheit und darum vor allem gut fĂŒr die Wirtschaft, den Handel und die Landwirtschaft“, urteilt Godo Röben, Experte fĂŒr Fleischalternativen beim Branchenverband BALPro. „Mit diesen Produkten hat Deutschland die Chance, einer der innovativsten Agrarstandorte weltweit zu werden.“

Jeder Mensch in Deutschland isst im Schnitt 51,6 Kilogramm Fleisch im Jahr. Das sind 9,4 Kilogramm weniger als fĂŒnf Jahre zuvor, mit Blick auf unsere Gesundheit, unsere Umwelt und das Klima aber eindeutig noch zu viel. Das bestĂ€tigt auch die Deutsche Gesellschaft fĂŒr ErnĂ€hrung (DGE), die ihre ErnĂ€hrungsempfehlungen kĂŒrzlich gesenkt hat.

ErnĂ€hrung verursacht etwa ein Drittel der globalen Treibhausgas-Emissionen. Über die HĂ€lfte der ernĂ€hrungsbedingten Emissionen entsteht bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel. Fleisch und Milchprodukte belasten das Klima dabei mit am stĂ€rksten. Das macht ErnĂ€hrung zu einem mĂ€chtigen Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.

Und tatsÀchlich wandelt sich die ErnÀhrung hierzulande: 46 Prozent der Bevölkerung ernÀhren sich inzwischen flexitarisch und reduzieren den Konsum tierischer Nahrungsmittel aktiv, Vegetarier und Veganer nicht eingerechnet. Im Handel trifft der Ruf nach mehr pflanzenbasierten Nahrungsmitteln so auch auf offene Ohren.

ProteinverhÀltnis pflanzlich tierisch messen: Ein Blick in die Zukunft

Die Messung des ProteinverhĂ€ltnisses pflanzlich tierisch messen zu können, ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft. Die Daten, die durch diese Messungen gewonnen werden, bieten nicht nur eine Grundlage fĂŒr die Optimierung von Verkaufsstrategien, sondern auch fĂŒr die Entwicklung neuer Produkte und die Anpassung bestehender Angebote. HĂ€ndler, die diese Daten nutzen, können ihre Marktposition stĂ€rken und sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit positionieren.

Ein weiterer Aspekt ist die Transparenz gegenĂŒber den Verbrauchern. Immer mehr Menschen legen Wert auf eine nachhaltige und gesunde ErnĂ€hrung. Durch die Veröffentlichung der ProteinverhĂ€ltnisse können HĂ€ndler das Vertrauen der Kunden gewinnen und ihre LoyalitĂ€t stĂ€rken. Dies könnte auch zu einer verstĂ€rkten Nachfrage nach pflanzlichen Produkten fĂŒhren, was wiederum positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung hĂ€tte.

Die Zusammenarbeit zwischen HĂ€ndlern, Nichtregierungsorganisationen und der Regierung ist dabei von zentraler Bedeutung. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann die Proteinwende erfolgreich gestaltet werden. Die EinfĂŒhrung einer einheitlichen Messmethode und die regelmĂ€ĂŸige Veröffentlichung der Ergebnisse sind dabei wesentliche Schritte.

Fazit: Die Proteinwende als Chance

Die Messung des ProteinverhĂ€ltnisses pflanzlich tierisch messen zu können, bietet dem Lebensmitteleinzelhandel zahlreiche Vorteile. Sie ermöglicht es, konkrete Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen, Verkaufsstrategien zu optimieren und das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Gleichzeitig trĂ€gt sie zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und zur Förderung einer gesĂŒnderen ErnĂ€hrung bei.

Die ErnÀhrungsorganisation ProVeg und ihre Partner haben mit ihrem Positionspapier einen wichtigen Impuls gegeben. Nun liegt es am Handel, diese Chance zu nutzen und die Proteinwende aktiv voranzutreiben. Die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels könnte dadurch nicht nur nachhaltiger, sondern auch erfolgreicher gestaltet werden.

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