Letztes Update: 16. Juni 2024
Der Artikel beleuchtet die Rolle der BMW Foundation Herbert Quandt bei der Werkstatt des Wandels und die Bedeutung satellitenbasierter Technologien für die Zukunft der Landwirtschaft.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Werkstatt des Wandels”, ein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Leben gerufenes Projekt, fand diesen Monat zum dritten Mal ein “Werkstattgespräch” statt. Dafür trafen sich am 7. Mai in exklusivem Rahmen in Brandenburg Expert:innen aus den Bereichen Agrarwirtschaft, Climate-Tech, Wissenschaft, Innovationsförderung, Politik und Umweltschutz, um Herausforderungen des Landwirtschaftssektors und etwaige Lösungsansätze zu diskutieren.
Sinkende Erträge, ein Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe, die Auseinandersetzung mit sich entwickelnden Regularien und der Klimawandel: Das sind nur Beispiele einer Reihe an sich stark verändernden Faktoren, die die aktuelle Situation der Landwirtschaft bedrohen. Um dennoch die Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig negative Klimaauswirkungen durch Landwirtschaft zu minimieren, ist das Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft, Biodiversität und die Nutzung von Satelliten sowie neuen Technologien nötig.
Im Rahmen der Werkstatt des Wandels besuchten die Teilnehmer:innen zuerst die Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH. Dort wurden digitale Anwendungsbeispiele in der landwirtschaftlichen Praxis dargestellt, wie beispielsweise Smart Farming und Anpassungen an den Klimawandel. Anschließend wurden beim Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) forschungsbasierte Ansätze zu Agrarrobotern, Kohlenstoffbindung im Boden, Bodengesundheit und Einsparung von Pflanzenschutzmitteln vorgestellt.
Die “Werkstattgespräche” beschäftigten sich mit der Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis, um eine erfolgreiche Transformation zu ermöglichen. All das vor dem Hintergrund der planetaren Belastungsgrenzen und der Notwendigkeit, Nachhaltigkeit auf der ökologischen, aber auch auf der sozialen und wirtschaftlichen Ebene zu fördern.
Zentraler Gesprächspunkt war unter anderem das Thema Biodiversität, deren Erhöhung sich positiv auf Resilienz und CO2-Speicherfähigkeit der Böden auswirkt, Landwirten aber vor kostspielige Investitionen stellen kann. Vielversprechend ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz in diesem Bereich, um Landwirte mit den benötigten Daten zu versorgen.
Kooperativen und Allianzen sind ein weiterer Lösungsansatz, um mit aufkommenden Schwierigkeiten umgehen zu können. Austrocknende Moore setzen jährlich beispielsweise 52 Mio. Tonnen CO2 frei. Dem entgegenwirken will die von der toMOORow-Initiative ins Leben gerufene “Allianz der Pioniere”, die sich für den Anbau nachwachsender Rohstoffe in sogenannter Paludikultur, also auf (wiedernässten) Moorgebieten einsetzt.
Heike Schneeweis, Member of the Board der BMW Foundation Herbert Quandt, war beim Werkstattgespräch vor Ort und äußerte sich zum Bedarf der sektorübergreifenden Zusammenarbeit: „Traditionelle Familienbetriebe stellen 89 Prozent der insgesamt 276.000 landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland dar. Viele von ihnen blicken mit Sorge in die Zukunft, nicht zuletzt, weil sie sich überhört fühlen und das Vertrauen in die von verschiedenen Seiten geforderten Veränderungen verloren haben. Es gibt bereits zahlreiche Lösungsansätze und innovative Projekte, die darauf warten, umgesetzt zu werden. Unser Ziel muss nun sein, alle Akteure an einen Tisch zu bringen, um einen tragfähigen Veränderungsprozess zu definieren und umzusetzen."
Zu den besprochenen Best Practices gehörte auch, wie Geschäftsmodelle zukunftsorientiert weiterentwickelt werden können. Beispielsweise sind Kartoffeln weit mehr als nur ein klassisches Nahrungsmittel. Die enthaltene Stärke findet auch zunehmend breitere Anwendungsfelder in der Lebensmittelindustrie (beispielsweise als Fleischersatz), was Landwirten neue Chancen bietet.
Die Teilnehmer:innen, darunter Dr. Oliver Schmolke, Abteilungsleiter Inland des Bundespräsidialamts, und Dr. Felix Streiter, Geschäftsführer der Carl-Zeiss-Stiftung, fanden sich schon am Vorabend im Berliner Büro der BMW Foundation zu einer offiziellen Begrüßung ein.
„An der Schnittstelle von Agrarwirtschaft und Energiewende gibt es zahlreiche Lösungsansätze. Dazu zählt nicht nur der Schutz von Ökosystemen durch Stärkung der Biodiversität und CO2-Speicherung in gesunden Böden, sondern auch die zukünftige Bedeutung von grünem Ammoniak – nutzbar sowohl als Energieträger als auch zur Herstellung von Stickstoffdünger. In Anbetracht des nahenden Endes der fossilen Brennstoffe und den damit einhergehenden Transformationen ist es entscheidend, wissenschaftliche Daten zur Verfügung zu stellen, die Ko-Kreation zwischen verschiedenen Sektoren zu fördern und eine abgestimmte Strategie für den Übergang in die neue Epoche zu entwickeln.” eröffnete Heba Aguib, Member of the Board der BMW Foundation. „Mit ConstellR und Climate Farmers haben wir mit dem RESPOND-Accelerator frühzeitig zwei sehr erfolgreiche Startups unterstützt, weil sie für die notwendige Innovation und das Umdenken in einer sehr wichtigen Branche stehen”, fuhr Heba Aguib fort.
Das Start-Up ConstellR präsentierte seinen innovativen Ansatz im Rahmen der Werkstattgespräche. Es bietet satelliten-basiertes Klima- und Landwirtschafts-Monitoring für Landwirte, Unternehmen und Behörden an. So können in der Landwirtschaft bis zu 40 Prozent an Wasser eingespart werden sowie Bodentemperatur und Verfassung der Pflanzen überwacht werden. ConstellR nahm 2021 an RESPOND teil, dem sechsmonatigen Accelerator-Programm, das von der BMW Foundation und UnternehmerTUM ins Leben gerufen wurde. Seitdem geht es stark aufwärts mit mittlerweile über 80 Mitarbeitern, einem eigenen Satelliten im All, mehr als 30 Millionen Euro an Fördermitteln sowie Unterstützung von der NASA und der ESA.
Die “Werkstatt des Wandels” wurde 2023 von Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ins Leben gerufen und agiert in Kooperation mit der BMW Foundation Herbert Quandt und der Carl-Zeiss-Stiftung. Die Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Center for Responsible Research and Innovation des Fraunhofer IAO konzipiert und umgesetzt.
Die Veranstaltungsreihe thematisiert den tiefgreifenden strukturellen Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft sowie die Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Anhand von Werkstattgesprächen zwischen Vertreter:innen aus der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung werden Hürden und Chancen besprochen, die auf die jeweiligen Sektoren zukommen. Bisher fanden bereits zwei “Werkstattgespräche” statt. Beim ersten Gespräch drehten sich die Diskussionen vornehmlich um Innovationspotenziale in der Gesundheitswirtschaft. Die zweite Ausgabe des Events fand im Februar 2024 in Jena statt und befasste sich mit Transformationsprozessen und den dafür benötigten Standortfaktoren.
Die BMW Foundation Herbert Quandt verbindet wirtschaftliche Innovatoren, politische Entscheidungsträgerinnen, führende Wissenschaftler und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft in einem globalen Netzwerk. Gemeinsam mit ihren Partnern setzt sich die Stiftung über Grenzen, Kulturen und Systeme hinweg für Innovationen und nachhaltige Veränderungen ein, die den Weg für innovative Wirtschaftssysteme und widerstandsfähige Demokratien ebnen und den Grundstein für eine faire und lebenswerte Zukunft legen.
Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht Responsible Leadership, da die BMW Foundation fest davon überzeugt ist, dass eine gerechte und inklusive Gesellschaft möglich ist, wenn Führungskräfte ihre Verantwortung verstehen und wahrnehmen.
Als europäische Stiftung mit globaler Ausrichtung ist die BMW Foundation von ihren Standorten in Berlin und München aus tätig.
Die "Zukunftsgerichtete Landwirtschaft: Die BMW Foundation Herbert Quandt bei der Werkstatt des Wandels" zeigt, wie innovative Ansätze die Landwirtschaft verändern können. Diese Entwicklungen sind nicht nur für die Landwirtschaft selbst von Bedeutung, sondern auch für andere Branchen und Initiativen, die sich mit nachhaltigem Wandel beschäftigen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt garage DU, das Start-ups in Duisburg unterstützt. Hier entstehen innovative Lösungen, die auch der Landwirtschaft zugutekommen könnten.
Ein weiteres interessantes Projekt ist die Revitalisierung der historischen Markthalle in Sofia durch Kaufland. Diese Initiative zeigt, wie traditionelle Strukturen durch moderne Ansätze wiederbelebt werden können. Solche Projekte können auch Impulse für die zukunftsgerichtete Landwirtschaft geben, indem sie neue Märkte und Möglichkeiten für den Verkauf nachhaltiger Produkte schaffen.
Ein weiteres Beispiel für die Verbindung von Tradition und Innovation findet sich im Artikel Österreichischer Dachdecker als Winzer. Hier wird gezeigt, wie ein Handwerker seine Fähigkeiten nutzt, um in der Landwirtschaft erfolgreich zu sein. Solche Geschichten inspirieren und zeigen, dass zukunftsgerichtete Landwirtschaft nicht nur auf technische Innovationen angewiesen ist, sondern auch auf die Kreativität und den Unternehmergeist der Menschen.