Letztes Update: 26. Juni 2024
In unserem Artikel erfahren Sie, wie Supermärkte in Deutschland hinsichtlich ihrer Tierschutzmaßnahmen bewertet werden. Wir bieten Ihnen einen Überblick über die führenden Anbieter und deren Engagement für den Tierschutz.
Wie ernst nehmen die größten Supermärkte und Discounter den Tierschutz? Diese Frage beleuchtet die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt in ihrem Tierschutz-Ranking, das sie heute veröffentlicht hat. Aldi Süd, Aldi Nord und Tegut schneiden am besten ab - erreichen aber nur ein gutes Drittel der möglichen Punkte. Die Schlusslichter sind Edeka, Netto Marken-Discount und Bela (u. a. Famila, Markant). "Insgesamt stellen wir leider fest, dass die Entwicklung hin zu besserem Tierschutz zu langsam vorangeht - trotz deutlicher Bemühungen einiger Unternehmen", sagt Esther Rabofski, stellvertretende Leiterin des Bereichs Lebensmittel-Fortschritt der Stiftung.
Für das Ranking hat die Stiftung die Tierschutz- und Einkaufsrichtlinien von elf Supermärkten und Discountern auf den Prüfstand gestellt. Themenschwerpunkte waren dabei die Haltungsvorgaben für verschiedene Tierarten, der Ausstieg aus den Stufen 1 und 2 des "Haltungsform"-Labels sowie Tierschutz-Fortschritte für Masthühner. Die Unternehmen auf den ersten sechs Plätzen liegen eng beieinander: Sie erreichen zwischen 31 % und 36 % der möglichen Punkte. Auf Aldi Süd und Aldi Nord mit jeweils 36 % folgt Tegut mit 35 %. Der vormalige Spitzenreiter verschlechtert sich damit deutlich im Vergleich zum letzten Ranking aus dem Jahr 2020. Einige Plätze verloren hat auch Lidl. Edeka, Netto und Bela, die bereits 2020 im unteren Drittel der Wertung lagen, konnten sich kaum oder gar nicht verbessern.
"Dass Aldi im Tierschutzranking auf Platz Eins liegt, ist eine Bestätigung für unseren Kurs hin zu mehr Tierwohl", kommentiert Dr. Julia Adou, Director National Sustainability bei Aldi Süd, das Ergebnis. "Mit der Entscheidung, bis 2030 sowohl bei der Trinkmilch, als auch bei Frischfleisch und gekühlten Wurstartikeln, aus den `Haltungsform`-Stufen 1 und 2 auszusteigen, haben wir als erster Lebensmitteleinzelhändler eine wichtige Weiche gestellt. Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun - eine Herausforderung, die wir gerne gemeinsam mit der Landwirtschaft, unseren Lieferant:innen und unseren Kund:innen angehen."
Christian Leuthner, Bereichsleitung Einkauf, Frische, Kühlung und Bedienung bei Tegut, sieht im Ergebnis des Rankings einen Ansporn für weitere Verbesserungen: "Tegut bleibt ein Vorreiter beim Tierschutz. Mit unseren umfassenden Maßnahmen und Zielsetzungen demonstrieren wir, dass uns anspruchsvolle Vorgaben für unseren Einkauf am Herzen liegen. Das Ergebnis des Rankings zeigt aber auch, dass wir hier nicht stehen bleiben können, sondern weiter an der Anhebung unserer Standards arbeiten müssen."
Mit mehr als 600 Millionen Tieren jährlich machen Masthühner rund 84 % der in Deutschland gemästeten und geschlachteten Landtiere aus. Der Beitritt zur Europäischen Masthuhn-Initiative und die damit verbundene Anhebung der Mindeststandards bieten daher ein enormes Potenzial, Tierleid zu mindern. Fünf der elf gerankten Unternehmen (Aldi Süd, Aldi Nord, Tegut, Globus und Norma) haben sich der Initiative bereits angeschlossen und befinden sich in der Umstellung. Das Problem: Die meisten Einzelhändler machen den Fortschritt ihrer Umstellung nicht transparent. Hier stechen nur Aldi Süd und Aldi Nord positiv hervor. Sie kommunizieren die bisher erreichte prozentuale Umstellung, aufgeschlüsselt nach den Kriterien der Masthuhn-Initiative.
Eines der zentralen Tierschutzthemen bei den Einzelhändlern und eine weit verbreitete Branchenlösung ist die "Haltungsform". Mit dieser Kennzeichnung zeigen die Händler, unter welchen Bedingungen Fleisch und Milch produziert wurden. Aus Tierschutzsicht sind die "Haltungsform"-Stufen 1 und 2 fraglos problematisch. Aldi Nord und Aldi Süd haben sich hier die konkretesten Ziele für einen Ausstieg gesetzt und berichten öffentlich den größten Umstellungsfortschritt auf die Stufen 3 und 4. Weitere Unternehmen haben unverbindliche oder weniger umfassende Pläne. Tegut, Globus und Norma nehmen weder am "Haltungsform"-Programm teil, noch haben sie vergleichbare Pläne für eine Auslistung der gesetzlichen Mindeststandards.
Den Reader zum Ranking mit detaillierten Informationen zu den Ergebnissen und zur Datenerhebung finden Sie auf tierschutz-report.de. Dort stellen wir Ihnen auch Grafiken zur Verfügung.
Aldi Süd und Aldi Nord erreichen jeweils 36 % der möglichen Punkte und übernehmen damit die Führung des Rankings. Punkten können die Discounter u. a. bei den Tierschutzrichtlinien für Legehennen, Küken und Junghennen: Aldi stellt seine Eigenmarkenprodukte auf Eier nach KAT-Standards um und berichtet transparent darüber.
Aldi macht auch bei Fischen aus Aquakultur Fortschritte. Der Discounter setzt hier verstärkt auf Zertifizierungen, die den Vorgaben des Initiativkreises Tierschutz Aquakultur (ITA) entsprechen. Diese gewährleisten strengere Tierschutzkriterien. Auch bei der Zertifizierung von Wassertieren aus Wildfang hat Aldi Schritte nach vorn gemacht.
Aldi Nord und Aldi Süd haben angekündigt, bis 2030 komplett aus den besonders tierschutzproblematischen "Haltungsform"-Stufen 1 und 2 auszusteigen. Bei der Umsetzung haben sie bereits wichtige Zwischenziele erreicht. Aldi formuliert auch erste kleine Schritte, um den Anteil pflanzlicher Proteine im Sortiment zu erhöhen - bei diesem Thema sind andere Händler im In- und Ausland allerdings schon deutlich besser aufgestellt.
Tegut kommt mit der Umsetzung der Europäischen Masthuhn-Initiative gut voran. Eine Stärke des Unternehmens sind darüber hinaus die teilweise umfassenden Vorgaben für einzelne Eigenmarken. Da diese jedoch oft nur für einzelne Eigenmarken und Bioprodukte gelten, gab es nur Teilpunkte.
In anderen Bereichen ist die Entwicklung weniger zufriedenstellend. So hat der Einzelhändler diesmal weniger detaillierte Vorgaben veröffentlicht als noch 2020. Wir vermissen unter anderem konkrete Ziele zur Erhöhung des Anteils pflanzlicher Proteine und Fortschritte beim Umstieg auf Eier nach KAT-Standards für Eigenmarken. Tegut ist damit im Ranking prozentual der größte Verlierer und muss jetzt sogar aufpassen, nicht abgehängt zu werden.
Kaufland hat sein Gesamtergebnis leicht verbessert. Positiv zu bewerten ist der weite Geltungsbereich bei vielen Haltungsvorgaben.
Leider ist Kaufland noch immer nicht der Europäischen Masthuhn-Initiative beigetreten. Auch beim Schutz von Fischen und anderen Wassertieren droht das Unternehmen hinter die Konkurrenz zurückzufallen. Offensichtliche Schwachstellen gibt es darüber hinaus bei der Umstellung der Eigenmarkenprodukte auf KAT-Standard-Eier und beim Sortimentsausbau mit pflanzlichen Proteinen.
Globus hat einen beachtlichen Sprung gemacht. In der Gesamtwertung liegt der Supermarkt nur wenige Prozentpunkte hinter den ersten vier Unternehmen. Dies liegt vor allem an der erstmaligen Veröffentlichung einer expliziten und gesonderten Tierschutzrichtlinie. Globus ist der Europäischen Masthuhn-Initiative beigetreten und war eines der ersten Unternehmen in Deutschland, die Hühnereier aus Käfighaltung komplett ausgelistet haben. Auch in fast allen sonstigen bewerteten Kategorien hat der Supermarkt deutlich zugelegt. Hohe Werte gab es beispielsweise für die Negativliste, die den Handel mit bestimmten Tierprodukten ausschließt.
Leider hat sich Globus bisher noch keine Ziele zur Abkehr vom gesetzlichen Mindeststandard bei Eigenmarkenprodukten (vergleichbar mit einem Ausstieg aus den "Haltungsform"-Stufen 1 und 2) gesetzt. Auch eine Strategie zur Erhöhung des Anteils pflanzlicher Proteine im Sortiment vermissen wir bisher.
Die Rewe Group kommt wie Globus auf 31 %. Mit der vollen Unterstützung der Europäischen Masthuhn-Initiative und der Umstellung auf entsprechende Produkte hätte Rewe weiter vorne landen können.
In den Tierschutzrichtlinien der Rewe Group sticht beispielsweise der recht hohe Wert bei den Milchkühen positiv hervor. In Bezug auf die Negativliste steht der Supermarkt ebenfalls recht gut da, wobei es jedoch u. a. noch am vollständigen und tierschutzfreundlichen Ausstieg aus dem Kükentöten (bei Schaleneiern und verarbeiteten Eiern in Eigenmarken) mangelt. Positiv haben wir die geplante Auslistung der "Haltungsform"-Stufen 1 und 2 sowie die Fortschritte bei Standards für Fische notiert.
Norma konnte seit 2020 einen Platz gut machen und in der Gesamtwertung sein Ergebnis knapp verdoppeln. Das Unternehmen ist sehr früh der Europäischen Masthuhn-Initiative beigetreten. Es kommt bei den Tierschutzrichtlinien für die meisten Tierarten aber leider nur auf Werte im einstelligen Bereich.
Positiv heben sich die Richtlinien für Milchkühe und Kaninchen ab. Auch in den Bereichen "käfigfrei" sowie beim Verzicht auf Schnabelkürzen und Kükentöten und bei den Zielen zur Erhöhung des Anteils pflanzlicher Proteine im Sortiment ist Norma vorne mit dabei. Viel Luft nach oben gibt es dagegen bei der Eigenmarkenumstellung auf Eier nach KAT-Standards. Norma hat zudem bedauerlicherweise keine Ziele zur Abkehr vom gesetzlichen Mindeststandard bei Eigenmarkenprodukten veröffentlicht.
Lidl ist mehrere Plätze abgerutscht. Besonders kritisieren wir, dass der Discounter sich nach wie vor weigert, der Europäischen Masthuhn-Initiative beizutreten.
Ein positiver Aspekt ist die für den deutschen Markt fortschrittliche Strategie für pflanzliche Proteine, mit der sich das Unternehmen in diesem wichtigen Bereich ganz an die Spitze gesetzt hat. So soll der Anteil pflanzlicher Proteine bei dem Discounter bis 2030 auf 20 % steigen. Die meisten pflanzlichen Produkte der Eigenmarke Vemondo werden zudem preislich den entsprechenden Tierprodukten angepasst.
Lidl nimmt an dem durch das Unternehmen selbst mit ins Leben gerufenen "Haltungsform"-Programm teil - hat jedoch bisher nur für Stufe 1 ein verbindliches Ziel formuliert, nicht aber für den Ausstieg aus Stufe 2 für alle Tierarten. Dies ist bedauerlich, da eine wirkliche Chance für die Anhebung der Mindeststandards nur gegeben ist, wenn die Händler mit allen Tierprodukten aus den beiden schlechtesten Stufen aussteigen. Nachholbedarf hat Lidl u. a. auch beim allgemeinen Ausschluss des Schnabelkürzens und der Eigenmarkenumstellung auf KAT-Standard-Eier.
Trotz einer Verbesserung des Ergebnisses um gut sechs Prozentpunkte rutscht Edeka aus dem Mittelfeld um mehrere Plätze nach unten. Entscheidend dazu beigetragen hat auch hier, dass der Einzelhändler noch nicht die Europäische Masthuhn-Initiative unterzeichnet hat - und dass die Konkurrenz auch bei anderen Themen teilweise deutlich ambitionierter vorangeht.
Edeka ist zwar Mitglied des "Haltungsform"-Programms, liegt beim Ausstieg aus den besonders problematischen Stufen aber noch weit zurück. Bei den Tierschutzrichtlinien reichen die Werte von 0 % bei Mastgänsen und Mastenten bis zu 43 % bei Milchkühen. Der überwiegend geringe Geltungsbereich schränkt Edekas Punkte ein: Oft bietet der Supermarkt nur lokal begrenzte Programme und Label an. Mehr Punkte könnte das Unternehmen mit Vorgaben für das gesamte Sortiment sammeln, vor allem für sämtliche Eigenmarken. Besonders großen Nachholbedarf hat Edeka beim Ausstieg aus dem Kükentöten.
Mit 15 % liegt Netto wie auch 2020 knapp vor Bela. Beim letzten Ranking stellten insbesondere die fehlenden aussagekräftigen und vollständigen Tierschutzrichtlinien ein großes Minus dar. Hier hat Netto nur wenig nachgebessert. Eine positive Ausnahme sind die Richtlinien für Milchkühe. Leicht punkten kann Netto auch mit seiner Zielsetzung zum Ausstieg aus der "Haltungsform"-Stufe 1, wobei der Discounter beim so wichtigen Ausstieg aus Stufe 2 deutlich schwächer aufgestellt ist als die Mitbewerber. Insgesamt sehen wir bei Netto weiterhin sehr großen Nachholbedarf. Das Gesamtergebnis ist enttäuschend.
Bela lag 2020 noch an vorletzter Stelle vor Globus, nimmt nun aber durch dessen großen Sprung nach vorn den letzten Platz ein. Wir können gegenüber 2020 kaum Verbesserungen feststellen. Abgesehen von einigen Ausnahmen verfügt das Unternehmen weiterhin über viel zu wenige konkrete und umfassende Vorgaben. Es nimmt weder am "Haltungsform"-Programm teil, noch hat es äquivalente Ziele zur Abkehr vom gesetzlichen Mindeststandard bei Eigenmarkenprodukten formuliert - und auch bei der Negativliste steht es mit Abstand an letzter Stelle. Wirklich positive Aspekte können wir hier keine finden.
Supermärkte spielen eine wichtige Rolle im Tierschutz. Viele Verbraucher achten darauf, woher die Produkte stammen und wie die Tiere behandelt werden. Im "Tierschutz-Ranking" schneiden einige Supermärkte besser ab als andere. Es ist wichtig, sich über die verschiedenen Ansätze und Maßnahmen der Märkte zu informieren.
Ein gutes Beispiel für Engagement im Tierschutz ist die "Netto Artenvielfalt fördern" Netto Artenvielfalt fördern. Netto setzt sich aktiv für den Schutz der Artenvielfalt ein und fördert nachhaltige Einkaufspraktiken. Dies zeigt, dass Supermärkte nicht nur auf die Herkunft der Produkte achten, sondern auch auf die Erhaltung der Natur.
Ein weiteres interessantes Thema ist der "Deutscher Heimtiermarkt Umsatz 2023" Deutscher Heimtiermarkt Umsatz 2023. Der Umsatz im Heimtiermarkt zeigt, wie wichtig Haustiere für viele Menschen sind. Supermärkte, die tierfreundliche Produkte anbieten, können hier punkten und gleichzeitig den Tierschutz fördern.
Auch die "richtige Abfalltrennung bundesweite Aktion" richtige Abfalltrennung bundesweite Aktion ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Durch korrekte Abfalltrennung können Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt werden. Supermärkte, die solche Aktionen unterstützen, tragen indirekt auch zum Tierschutz bei.